James Last, mit bürgerlichem Namen Hans Last (* 17. April 1929 in Bremen; † 9. Juni 2015 in Palm Beach / Florida, USA)war ein deutscher Bandleader, Komponist, Arrangeur und Musikproduzent. Er prägte mit seinem 40-köpfigen Orchester den zur Stilrichtung des ‚Easy Listening‘ gehörenden „Happy Sound“, mit dem er ab 1965 rund zwei Jahrzehnte lang großen Erfolg hatte.
Eine internationale Trauergemeinde verneigt und bedankt sich bei einem unersetzlichen Jahrhundertmusiker.
Und schon wieder ist wenn diesmal auch nicht ‚aus heiterem Himmel‘ ein großer Musiker von uns gegangen – wenige Monate nach Udo Jürgens (http://www.portal-der-erinnerung.de/2014/12/21/udo-juergens/) und ein paar Tage nach dem französischen Schauspieler Pierre Brice (der immerhin auch einige Schallplatten besungen hat: http://www.portal-der-erinnerung.de/2015/06/06/pierre-brice/).
Dass James Last immerhin 86 Jahre alt wurde, hierbei bis zuletzt erstaunlich produktiv und engagiert geblieben ist (bis zur ‚Last Tournee’ vor wenigen Wochen), tröstet seine Fangemeinde wenig. Ich selbst habe mir erstmal – unter der Woche, gegen meine Gewohnheit – ein Starkbier genehmigen müssen und mit feuchten Augen auf ihn angestoßen.
Seither erschienen und erscheinen in sämtlichen Medien zahlreiche Nachrufe, die dort großteils leicht abzurufen sind (die Tagesschau und ‚Heute‘; SPIEGEL, FOCUS, STERN; BILD und natürlich die regionalen Zeitungen).
Wie bei jeder großen Persönlichkeit schleichen sich in manche Texte, Rückblicke, Berichte kritische Anmerkungen ein, die mir nicht nur aus pietätischen Gründen („de mortuis nihil nisi bene“) ungerecht erscheinen.
James Last wollte nie etwas anderes als Unterhaltungsmusiker sein, weder ‚sinfonischen‘ Dirigenten wie Herbert v. Karajan Konkurrenz machen noch Jazzmusikern wie Duke Ellington. Womöglich hat er sie auf seine Weise dennoch übertroffen.
Unterhaltungsmusik auf hohem, immer geschmackssicheren Niveau für gleich mehrere Generationen schrieb und arrangierte er seinem hochprofessionellen Orchester auf den Leib und uns auf die Seele, die spontan mitswingte, mitweinte, mitlachte.
Seinen mit seinem Erfolg gewachsenen Wohlstand hat er, der Begnadete und Multimillionär, nie zur Schau gestellt – anders als andere, weit weniger Betuchte, weniger Begabte (die mit ihrer Villa, ihrer Yacht, ihrem Porsche protzen).
Er selbst bezeichnete seine (so seine Kritiker, die freilich selten praktizierende Musiker sind und oft noch nicht einmal Noten lesen können) „weichgespülte Fahrstuhlmusik“ einmal als bewusst ‚einfach‘ – und nahm ihnen schon damit als Käpt’n James den Wind aus den Segeln.
Dem erfolgreichen Fabrikanten wohlschmeckender Vierfruchtmarmelade wirft auch keiner vor, der er nicht besser teure Konfitüre für Feinschmecker herstellt – oder dem Metzgermeister, dass er seine Wurst selber gerne isst, statt endlich Vegetarier zu werden.
Verstehen Sie, was ich meine?: Auf seinem Gebiet des ‚Easy listening‘ war James Last die absolute Nummer 1!
Und wer (außer Neu- und Zwölftöner wie Schönberg oder sauertöpfige Theoretiker wie Adorno) behauptet schon, dass Musikhören Schwerstarbeit sein müsse?
Generationen (auch von Schülern) hat er mit grandiosen Arrangements klassische Musik schmackhaft gemacht – ein hoher sozialpädagogischer Verdienst!
Hinter dieser Bescheidenheit steckt freilich augenzwinkernde Koketterie: Seine Musik war so viel oder so wenig ‚einfach‘ wie Beethovens „Elise“ oder Mozarts „Sonate facile“ – sie war weit eher unverwechselbar, rafinniert, genial.
Wie oft habe ich mir als Student eine Platte oder als müde heimgekehrter Lehrer eine CD aufgelegt, die mich regelmäßig wiederbelebten, in positive Schwingung und Stimmung versetzten.
Klar, genau dies kann und werden wir auch weiterhin so handhaben: Bei James Last ist und bleibt Party angesagt.
Einige Hits seien hier nochmals genannt: ewige Filmmusiken zu anspruchsvollen Komödien wie „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ (1968) „Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft“ (1969), „Der Kapitän“ (1971) mit Heinz Rühmann, „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ 2007; unverwechselbare Erkennungsmelodien von Radio Luxemburg („Happy Luxemburg“), der ZDF-Hitparade und der Fernsehserien „Der Landarzt“, „Das Traumschiff“ (seit 1990!) und „Zwei Münchner in Hamburg“; unverwüstliche Evergreens wie „Der einsamer Hirte“, „Happy Music“, „Games That Lovers Play“, „Happy Heart“…
Er ahnte, dass es nicht unendlich so weitergehen konnte, es auch für ihn irgendwann zu Ende geht: Seit Jahren war er auf letzter Konzertreise – ‚Last Tournee‘ war ein kokettes, vielleicht sogar makabres Wortspiel, mit dem er dem Gevatter Tod trotz Hautkrebs noch einige Jahre abtrotzen konnte; auf einem seiner letzten Konzerte durften wir, meine Frau und ich, in der ausverkauften ‚Hanns-Martin-Schleyerhalle‘ in Stuttgart dabei sein, gemeinsam mit 8000 begeisterten Fans…
Nun sehe ich ihn förmlich auf seiner für ihn bereits seit Jahren vorsorglich reservierten Wolke sitzen und den Kontrabass zupfen (er war in den 50er Jahren jahrelang ‚Jazzbassist des Jahres‘!), neben sich Paul Kuhn am Piano und Louis Armstrong an der Trompete – ein Trio für die Ewigkeit!
Good bye Hansi – schön war‘s mit dir!, mag man ihm in Anlehnung an einen alten Schlager nachrufen und weiß, er würde das vertrauliche Du als Kompliment nehmen und lässig zurückwinken.
Womöglich tut er dies soeben sogar.
Ein kleines lyrisches Requiem, kaum der Rede wert und auch (kurz vor der Heimkehr unseres Sohnes) der Zeitknappheit geschuldet, unterlege ich in Gedanken mit einer seiner eher besinnlichen Melodien – z.B. mit dem „Einsamen Hirten“.
Auf eine Musikerlegende namens James Last (12.06.15)
Nur ein bescheidenes Gedicht auf ihn ist soeben mir missglückt
Fehlt es mir doch entschieden an Talent und Schaffenskraft
Hat unsereins was er vermochte nie geschafft
Denn seine Musik hat uns jahrzehntelang entzückt
In Dur und Moll durch alle Tonarten und Gezeiten
Ob in Konzertsaal, Kirche oder Bar
Sein Sound war herrlich immer unverwechselbar
Seine Musik wird uns auch weiterhin für alle Zeit begleiten
Schon beim ersten Ton hört man: Ja, der kann’s –
Danke James Last, danke lieber Hans!
Dipl.-Päd. RL Fred Maurer