Prof.‘in Dr. phil. habil. Anneliese Wellensiek (* 3. August 1958 in Wiesloch; † 7. Juni 2015 in Heidelberg), Erziehungswissenschaftlerin
Auch der unerwartete Tod eines / einer zuletzt nur von fernen Bekannten kann uns bis ins Mark treffen – vor allem, wenn man eher per Zufall von diesem Schicksalsschlag erfährt, der in diesem Fall gleichermaßen die Familie, aber eben auch die Hochschule und die wissenschaftliche Lehre trifft.
Erst vor wenigen Jahren, 2009, war Frau Prof. Dr. Anneliese Wellensiek als erste Frau überhaupt zur Rektorin ernannt worden und es war darüber hinaus eine Sensation: Sie hatte wie ich (und nur ein Jahr später) die Ausbildung zum Realschuldienst durchlaufen (und eben nicht zur künftigen Gymnasiallehrkraft wie alle ihre männlichen Vorgänger), später an der Universität Heidelberg promoviert (über die pädagogische Herausforderung AIDS, ein wichtiges Thema) und sich an der Universität Hamburg habilitiert – eine unglaubliche Energie- und Kompetenzleistung, die zunächst in eine Professur mündete und schließlich in eines der höchsten, verantwortungsvollsten Ämter, die unsere Republik zu vergeben hat.
Drei ihrer Kollegen und engsten Mitarbeiter verfassten bereits am 09.06.2015, zwei Tage nach ihrem Tod, für die Zeitschrift der Hochschule einen würdigen Nachruf („Die Rektorin Professorin Dr. Anneliese Wellensiek ist verstorben“), den ich an dieser Stelle als ehemaliger Kommilitone, PH-Absolvent (als Realschullehrer und Diplompädagoge) und Beobachter ‚meiner‘ Hochschule aus der Ferne lediglich ergänzen möchte.
Auch wenn ich heute durchaus mit Stolz nebenberuflich Mitarbeiter an der Universität Nürnberg-Erlangen bin, schlägt mein Herz erstens für die Realschule als weiterhin wichtige Ausbildungsstätte und zweitens für die Pädagogische Hochschule in der wunderschönen Stadt Heidelberg, wohin es mich noch immer jährlich hinzieht: Philosophenweg, Schlossruine oberhalb des Neckars, Stadthalle, Märchenparadies, Universitätsplatz, der Park in Handschuhsheim…
Ich bin jedes Mal betroffen und traurig, wenn eine Persönlichkeit der Forschung und Lehre, wenn ein einstiger Kommilitone für immer von uns geht.
Frau Rektorin Prof.‘in Dr. Anneliese Wellensiek überragte freilich sie und uns alle – wissenschaftlich, pädagogisch, menschlich. Sie hat in den wenigen ihr verbleibenden Jahren mehr erreicht als viele ihrer allesamt respektablen Vorgänger in Jahrzehnten.
„Mit viel Herz und noch mehr Verstand gelang es ihr innerhalb kürzester Zeit, die PH … konzeptionell und finanziell völlig neu auszurichten…“, schrieb die Rhein-Neckar-Zeitung am 10.06. 2015.
Und ihre Kollegen der PH schlossen ihre Würdigung mit einem Versprechen, dem ich mich gerne anschließe:
„Trotz ihrer langen, schweren Krankheit stand Rektorin Anneliese Wellensiek der Hoch¬schule mit all ihrer Kraft und enormen Willensstärke zur Verfügung. Gleichzeitig kämpfte sie bis zuletzt entschlossen um den Erhalt ihrer Vitalität.
Ihr Tod ist für die Pädagogische Hochschule Heidelberg ein schwerer Verlust, ihre Leistungen als Rektorin und ihre Wirkungen als Mensch verdienen unseren höchsten Respekt.
Wir werden Anneliese Wellensiek ein ehrendes Gedenken bewahren…“
Dipl.-Päd. RL Fred Maurer